Tag & Nacht

Nach wochenlangem Warten erklärt Emmanuel Macron wenige Stunden nach seiner Ansprache zur Ukraine endlich seine Kndidatur für eine weitere Amtszeit.

Der Präsident ist gesetzlich verpflichtet, seine Kandidatur bis zum heutigen Freitag um 18 Uhr anzukündigen. Und nun hat er seinen Eintritt in den Wahlkampf mit einem „Brief an die Franzosen“ offiziell gemacht.

Macron soll eine Zeit lang überlegt haben, sich in einer Nachrichtensendung zu Wort zu melden, doch da er in den letzten Tagen sehr mit dem Konflikt zwischen Moskau und Kiew beschäftigt war, entschied er sich schließlich für den öffentlichen Brief.

„Wir haben es vorgezogen, angesichts der Umstände auf eine sehr nüchterne Erklärung zu setzen“, zitiert der Sender BFMTV ein Mitglied aus dem Umfeld des Präsidenten. Der Brief hat auch den Vorteil, zwischen dem Staatschef, der in der Ukraine-Frage auftritt, und dem Kandidaten, der mit den Franzosen in ein Zweigespräch treten muss und will, zu unterscheiden.

„Am Mittwochabend hat er in seiner feierlichen Ansprache als Präsident über Russland gesprochen, mit einem ernsten Ton, um den Franzosen zu erklären, was vor sich geht“, erklärt Philippe Corbé, Leiter der politischen Redaktion von BFMTV. „Mit diesem Brief wird er als Kandidat sprechen. Das sind zwei Dinge, die er natürlich kumulieren muss, die aber voneinander getrennt sind.“
Die Entscheidung, sich in der regionalen Tagespresse zu äußern, ist natürlich auch kein Zufall: Die Lokalzeitungen sind für ihn das richtige Medium, weil die Franzosen in ihre lokale Zeitung großes Vertrauen haben. Es gibt traditionell eine starke Beziehung zwischen der Regionalpresse und den Haushalten in Frankreich.

Als Emmanuel Macron zur Feder griff, um sich an die Franzosen zu wenden, trat er auch in die Fußstapfen von François Mitterrand während dessen erfolgreicher Kampagne für seine Wiederwahl im Jahr 1988.

Es ist nicht das erste Mal, dass Emmanuel Macron sich schriftlich an die Bürger wendet. Er hatte bereits 2019 inmitten der Gelbwestenkrise einen Brief an die Franzosen gerichtet.

Obwohl er bisher noch kein offizieller Kandidat war, liegt Emmanuel Macron in Meinungsumfragen derzeit weit vorne. In der jüngsten Elabe-Umfrage für BFMTV und L’Express kam er auf 25% der Wahlabsichten und lag damit weit vor Marine Le Pen (17%).


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