Tag & Nacht

In den letzten Neujahrswünschen seiner fünfjährigen Amtszeit und während die Omikron-Welle über Frankreich und die Welt hinwegfegt, betonte der Staatschef „echte Gründe zur Hoffnung“ für das neue Jahr, das er als Jahr der „großen Entscheidungen“ bezeichnete.

Letztes Jahr saß er an einem Kamin – eine Hommage an Präsident Giscard, der einige Tage zuvor verstorben war -, dieses Jahr stand er vor den offenen Fenstern des Elysée-Palastes und rief symbolisch alle Franzosen dazu auf, es ihm an Silvester gleichzutun…

Emmanuel Macron überbrachte am Freitagabend seine Neujahrswünsche an die Nation, die letzten seiner fünfjährigen Amtszeit. Angesichts der Omikron-Welle räumte der Staatschef zwar ein, dass „die kommenden Wochen schwierig sein werden“, betonte aber, dass man dank der „Waffe“ des Impfstoffs „echte Gründe zur Hoffnung“ habe. Der Staatschef versprach, „alles zu tun, um die Geschäftstätigkeit des Landes zu erhalten“ und „keine Einschränkungen zu treffen, die unsere Freiheit belasten“, und deutete mot aller Vorsicht an, dass „2022 vielleicht das Jahr sein wird, in dem wir die Epidemie hinter uns lassen“. Anschliessend wandte er sich direkt an die fünf Millionen Menschen im Land, die noch keine Impfung erhalten haben: „Ganz Frankreich zählt auf Sie“, sagte er und bat sie darum, sich nun impfen zu lassen.

Abgesehen von der Pandemie war es dem Präsidenten der Republik wichtig, einen Ausblick auf das kommende Jahr zu geben, in dem „wesentliche Wahlen“ – Präsidentschafts- und Parlamentswahlen – und „wichtige Entscheidungen“ für das Land anstehen werden. Können diese Wahlen aber vor dem Hintergrund der Pandemie unter guten Bedingungen stattfinden? „Darauf werde ich ganz besonders achten“, versprach der Staatschef.
Emmanuel Macron zählte mehrere Reformen auf, die er in den letzten vier Jahren in verschiedenen Bereichen angestossen hatte und die seiner Meinung nach das Leben der Franzosen „verändern“ werden. Macron verwies darauf, dass „Frankreich heute stärker ist als vor zwei Jahren“, als die Covid-Krise ausbrach. Das Wachstum des Landes, das massiv vom Staat unterstützt wird, soll laut Banque de France 2021 6,7% und 2022 3,6 % erreichen. Und die Arbeitslosigkeit bleibt mit 8,1% auf dem niedrigsten Stand seit 2008. „Trotz der Müdigkeit und des Überdrusses hinsichtlich der Gesundheitssituation schreitet unser Land weiter voran“, sagte der Staatschef und betonte, dass er „entschieden optimistisch für das kommende Jahr“ sei.

Ein Plädoyer für ein starkes und geeintes Europa
In den nächsten sechs Monaten – also zum Zeitpunkt der Präsidentschaftswahlen und einem möglichen Wechsel im Elyséé-Palast – wird Frankreich den Vorsitz im Rat der Europäischen Union führen. Emmanule Macron in seiner Neujahrsansprache ein Plädoyer für ein starkes und geeintes Europa. „Die Werte, die unsere Union trägt, sind diejenigen, die es uns ermöglichen werden, die derzeitigen Herausforderungen zu meistern“, erklärte Emmanuel Macron und fügte hinzu, dass „unser Europa der einzige Weg ist, auf dem Frankreich stärker werden werden kann, wenn die Welt und die Großmächte sich in Schwierigkeiten befinden“. Zur gleichen Zeit wurde der Effeil-Turm mit den gelben und blauen Farben der europäischen Flagge angestrahlt.
Abzuwarten bleibt, ob es Emmanuel Macron nach einem für das Land sehr anstrengenden Jahr gelungen ist, die Menschen zu überzeugen.

Laut einer aktuellen Umfrage glauben derzeit nur 17% der Franzosen, dass 2022 besser sein wird als 2021. 85% der Befragten erwarten, dass die Gesundheitskrise anhält, und 60% befürchten Probleme in der Gesellschaft, hervorgerufen durch die Bewegung der Gelbwesten oder radikaler Impfgegner.

Nicht unbedingt ein Grund, um mit Champagner anzustoßen…


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