Tag & Nacht

Ochsenherz, Krimschwarz oder Berner Rose: In diesen ersten Frühlingstagen ist die Ernte von alten Tomatensorten in den Gewächshäusern Frankreichs in vollem Gange.

Aber in diesem Jahr ist die Stimmung zwischen den Reihen der Tomaten-Pflanzen kühler als sonst, denn die Temperaturen im Gewächshaus steigen nicht über 12 °C, während sie sonst im Durchschnitt bei 20 °C liegen.

Seitdem die Gaspreise auf das Vielfache des üblichen Preises gestiegen sind, haben die meisten Landwirte die Heizung ihrer großen Gewächshäuser drastisch reduziert. Wenn die Tomaten nicht geheizt werden, wachsen sie langsamer und können Krankheiten bekommen, was zu einem Rückgang der Erträge führt. Viele Betriebe, die sich auf Tomaten spezialisiert haben, fürchten um ihre Existenz.

In Frankreich gibt es nach Angaben der Branchenverbände etwa 1.200 Hektar Gewächshäuser für Tomaten, die hauptsächlich mit Gas beheizt werden.

Tomaten aus beheizten Gewächshäusern werden oft wegen ihrer CO2-Bilanz kritisiert (1,88 Kilo CO2 pro Kilo Tomaten), die laut Zahlen der Ademe (Agence de l’environnement et de la maîtrise de l’énergie) deutlich höher ist als die von Saisontomaten (0,51 Kilo). Befürworter verweisen allerdings auf den geringen Wasserverbrauch und den geringeren Einsatz von Pestiziden. Die Gewächshäuser sind inzwischen moderner und besser isoliert und haben in den letzten Jahren auch ihren Energieverbrauch deutlich gesenkt.

Mit den steigenden Gaspreisen wird jedoch das gesamte System in Mitleidenschaft gezogen, sagt Laurent Bergé, Vorsitzender der nationalen Vereinigung der Erzeugerorganisationen (AOPn) Tomaten und Gurken in Frankreich. „Wir stellen unser Modell komplett in Frage“.

Wenn die Erzeuger die gestiegenen Energiekosten vollständig an die Verbraucher weitergeben würden, müssten sie den Verkaufspreis für Tomaten verdoppeln.

Die Lösungen, um in Gewächshäusern ohne Gasheizung auszukommen, stecken noch in den Kinderschuhen.

Einige neuere Gewächshäuser sind an ein Fernwärmenetz angeschlossen, wie in Vitré (Ille-et-Vilaine), wo die Müllverbrennungsanlage die Tomaten heizt. Andere kombinieren einen Holzkessel mit einer Biogasanlage, um genügend Wärme zu erzeugen.

Eine interessante Option könnte sein, die Überschuss-Energie zu nutzen, die von anderen Industrien erzeugt wird. Jedenfalls wird auch in diesem fall wieder deutlich, dass Probleme, die zunächst als unüberwindbar gesehen werden, zu nachhaltigen Innovationen führen…


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