Tag & Nacht




Der 30. März trägt einen sperrigen Namen – Internationaler Tag der Nullverschwendung. Klingt bürokratisch? Mag sein. Doch der Gedanke dahinter ist alles andere als trocken: Es geht um nichts Geringeres als unsere Zukunft.

Ein Planet am Limit

Unser Planet ist ein Wunderwerk. Doch wir behandeln ihn, als wäre er unerschöpflich – als würde er jeden Tag aufs Neue liefern, was wir verschwenden. Dabei quellen Deponien über, Meere tragen riesige Plastikinseln, und Luft sowie Böden werden durch Müll belastet. Immer noch landet ein Großteil der produzierten Güter früher im Müll als nötig – oft sogar ungenutzt. Und genau da setzt „Zero Waste“ an.

Was steckt hinter dem Konzept der Nullverschwendung?

Zero Waste bedeutet nicht, dass nie wieder Müll entstehen darf. Es geht vielmehr um eine grundsätzliche Veränderung unserer Denkweise: Produkte sollen so konzipiert, hergestellt und genutzt werden, dass sie möglichst gar nicht erst zu Abfall werden. Es ist ein Kreislaufgedanke – nutzen, wiederverwenden, reparieren, recyceln. Und ja, auch bewusst verzichten.

Es ist, als ob man ein altes Familienrezept wiederentdeckt. Früher warfen Menschen kaum etwas weg. Kleidung wurde geflickt, Möbel weitervererbt, Essensreste kreativ verwertet. Heute? Kaufen, nutzen, weg damit. Zero Waste will das Rad nicht neu erfinden – es will es entschleunigen.

Weg vom Wegwerfdenken

Warum werfen wir eigentlich so viel weg? Weil es bequemer ist. Weil Produkte oft so billig sind, dass sich Reparatur kaum lohnt. Weil Werbung uns ständig einflüstert, dass Neues besser sei. Die Realität? Unsere Wegwerfmentalität hat einen hohen Preis – ökologisch, sozial, ökonomisch.

Zudem ist Abfall eine Frage der Gerechtigkeit. Während der globale Norden konsumiert, produziert der globale Süden oft unter prekären Bedingungen genau jene Wegwerfprodukte – und wird später auch noch mit unserem Müll „belohnt“. Wer einmal die offenen Müllhalden in Ländern wie Indonesien oder Ghana gesehen hat, der begreift: Müll ist nicht nur unser Problem, wir exportieren es auch noch großzügig.

Was tut sich weltweit?

Rund um den Globus entstehen immer mehr Zero-Waste-Städte. Orte, die sich verpflichten, weniger Müll zu produzieren, effizient zu trennen, zu recyceln und Ressourcen zu schonen. Schulen, Unternehmen und Kommunen entwickeln Strategien für weniger Abfall – von der Pfandflasche über Second-Hand bis hin zur Cradle-to-Cradle-Produktion.

Das alles klingt nach großem Kino – ist aber nur dann wirksam, wenn wir auch im Kleinen mitziehen.

Und wir? Was kann jede*r tun?

Muss ich mein Leben komplett umkrempeln, um Zero Waste zu leben? Nein. Aber ein bisschen weniger geht immer:

  • Vermeide Einwegprodukte: Stoffbeutel, Edelstahlflaschen, Glasbehälter – ein guter Start.
  • Kaufe bewusst: Qualität statt Quantität. Was du nicht brauchst, musst du auch nicht entsorgen.
  • Reparieren ist sexy: Schuhe, Kleidung, Elektrogeräte – es gibt heute tolle Repair-Cafés und Online-Anleitungen.
  • Teilen statt besitzen: Warum kaufen, wenn man leihen kann? Bohrmaschinen, Autos, Bücher – viele Dinge brauchen wir nicht ständig.
  • Upcycling: Aus Alt mach Neu. Ein altes T-Shirt wird zur Einkaufstasche, ein Marmeladenglas zur Lampe.

Klingt nach Hippietum? Vielleicht. Aber hey – hat der Planet nicht ein bisschen Hippie verdient?

Was steckt wirklich hinter all dem Müll?

Wenn wir ehrlich sind, geht es bei Nullverschwendung nicht nur um Müll. Es geht um eine Haltung. Um Respekt gegenüber dem, was wir haben. Um Achtsamkeit in einer Zeit, die von Überfluss geprägt ist. Und – vielleicht am wichtigsten – um die Frage, wie wir leben wollen.

Willst du ein Konsument sein, der Dinge kauft, nutzt und vergisst? Oder ein Mensch, der seine Spuren bewusst hinterlässt?

Die Rolle der Politik

Einzelne Schritte sind gut, doch strukturelle Veränderungen sind unverzichtbar. Verpackungsverordnungen, Subventionen für Reparatur statt für Neuproduktion, klare Recyclingquoten und Pfandsysteme: Die Politik muss klare Rahmenbedingungen schaffen. Denn es darf nicht länger billiger sein, die Umwelt zu schädigen, als sie zu schützen.

Zudem brauchen wir Bildungsprogramme – von der Kita bis zur Uni –, die jungen Menschen vermitteln, wie kostbar Ressourcen sind. Und wir brauchen Unternehmen, die Verantwortung nicht outsourcen, sondern ernst nehmen.

Mut zur Veränderung

Klar, der Weg zu Zero Waste ist kein Sonntagsspaziergang. Es gibt Rückschläge, Widersprüche, Frustmomente. Und manchmal hat man einfach keinen Nerv, den Kompost sauber zu halten oder in drei Läden zu laufen, um lose Lebensmittel zu finden.

Aber weißt du was? Das ist okay. Perfektion ist kein Maßstab – der Wille zählt. Jeder Schritt zählt. Und viele kleine Schritte ergeben am Ende eben doch einen großen.

Wäre es nicht schön, wenn Müll irgendwann aus unserem Alltag verschwindet?

Nicht durch Magie. Sondern durch Bewusstsein, Engagement – und ein bisschen Sturheit.

Von Andreas M. Brucker

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