Tag & Nacht




Ein Waldbrand brennt nicht einfach. Er lodert, er tobt, er frisst sich durch Land, Leben, Hoffnung.

Im Nordwesten Spaniens und im Zentrum Portugals haben sich in den letzten zwei Wochen gewaltige Brände entfacht, wie sie die Region seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt hat. Ganze Dörfer liegen in Asche, Menschen fliehen in Panik, und während sich ein dichter, grauer Rauchschleier über die Landschaft legt, fragen sich die Menschen: Wie lange noch?

115.000 Hektar in Spanien – das ist mehr als nur Wald

Spanien zählt zu den am härtesten betroffenen Regionen. Besonders im Nordwesten toben die Brände ungebremst. 115.000 Hektar sind bereits den Flammen zum Opfer gefallen – das entspricht etwa der Fläche von Berlin und Hamburg zusammen. Mit jedem Tag steigt die Zahl.

Der Morgen des 15. August beginnt mit einem dichten Nebel aus Rauch, der die aufgehende Sonne verdeckt. Die Luft ist kaum zu atmen. Die Vegetation? Verkohlt. Der Boden? Schwarz wie Kohle. Selbst die Polizei muss umkehren – die Straßen sind von Flammen blockiert, Fluchtwege abgeschnitten. In einem Dorf erzählt eine weinende Frau, was sie gesehen hat: brennende Häuser, brennende Menschen. Sie lebt seit 40 Jahren dort – und hat so etwas noch nie erlebt.

„Freiwillige! Wir brauchen Wasser!“

Mit bloßen Händen und Gartenschläuchen versuchen Bewohner verzweifelt, ihre Häuser zu retten. Manche stemmen sich dem Feuer entgegen, um eine Gas-Zisterne zu schützen, die jederzeit explodieren könnte. Es ist ein Kampf David gegen Goliath – nur ohne Schleuder, ohne Schutz, ohne Pause.

Die Feuerwehren arbeiten rund um die Uhr. Aber gegen einen „Feuersturm“, angetrieben von extremer Trockenheit, Hitze und starken Winden, wirken selbst professionelle Löschzüge oftmals machtlos. Spanien hat nun offiziell die Europäische Union um Hilfe gebeten. Ein Hilferuf – nicht nur für Technik und Menschen, sondern auch für Hoffnung.

Auch Portugal steht in Flammen

Nur wenige hundert Kilometer weiter südwestlich bietet sich in Portugal ein ähnliches Bild. Auch hier wüten die Brände unkontrolliert. 60.000 Hektar Wald sind bereits zerstört. Im Zentrum des Landes fressen sich die Flammen durch Pinienwälder, springen von Baumkrone zu Baumkrone – bis sie plötzlich in ein Dorf einbrechen. Haus für Haus wird Opfer der Glut.

Ein Mann steht neben seinem Auto, das noch qualmt. Er schaut, ob er etwas retten kann – einen Koffer, ein Fotoalbum, ein Stück Leben. In der Nacht zuvor starb ein Mensch im Osten des Landes. Es ist nicht das erste Opfer. Und es wird nicht das letzte sein, wenn das Feuer nicht bald eingedämmt wird.

Klimakrise trifft Iberische Halbinsel mit voller Wucht

Die klimatischen Bedingungen sind ideal für Katastrophen: monatelange Trockenheit, hohe Temperaturen, heftige Winde. Die Wälder der Iberischen Halbinsel sind seit Jahren überlastet – ökologisch, klimatisch und organisatorisch. Viele Brände entstehen durch Fahrlässigkeit oder Brandstiftung, doch der eigentliche Brandbeschleuniger ist ein anderer: die Klimakrise.

Wie soll man einen Flächenbrand löschen, wenn er fast so groß ist wie ein Bundesland?

Eine ganze Region in Alarmbereitschaft

Die Brände haben nicht nur ökologische und soziale Folgen – sie gefährden auch die Energieversorgung, den Tourismus, die Landwirtschaft. Inzwischen rücken europäische Löschflugzeuge und Hilfskräfte an. Frankreich, Italien, Deutschland – alle senden Unterstützung. Und doch scheint das Feuer oft schneller als jede Hilfe.

Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit – und gegen die Natur, die hier keine Gnade kennt.

Und die Menschen mittendrin?

Sie kämpfen mit allem, was sie haben: mit Eimern, mit Mut, mit Tränen. Mit ihrer Wut darüber, dass zu lange zu wenig getan wurde. Und mit ihrer Angst, dass das erst der Anfang ist.

Wie viele Sommer wie diesen wird es noch geben?

Autor: Daniel Ivers

Neues E-Book bei Nachrichten.fr







Du möchtest immer die neuesten Nachrichten aus Frankreich?
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!