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Erlebt die Mittelmeerregion die heftigsten klimatischen Umwälzungen? Das legt zumindest der Weltklimarat (IPCC) nahe, der seit Jahren einen beeindruckenden Anstieg der Wassertemperaturen verzeichnet. Dies könnte zu Klimakatastrophen großen Ausmaßes führen.

Seit einigen Tagen regnet es wieder in Frankreich, und schon jetzt sind besonders heftige Regenfälle und Gewitter im Mittelmeerraum zu verzeichnen. Plötzliche Überflutungen in Montpellier (Hérault), verheerende Brände in Spanien, Portugal und Frankreich und mörderische Gewitter auf Korsika und in Italien… Wie lassen sich diese Phänomene von bisher nicht gekannter Intensität erklären?

Laut den Experten des Weltklimarates (IPCC) ist das Mittelmeerbecken einer der „Hotspots des Klimawandels“. Das erklären sie damit, dass in diesem Gebiet die Temperaturen in den nächsten Jahrzehnten wahrscheinlich schneller steigen werden als anderswo. Die „Mediterranean Experts on Climate and Environmental Change“ (MedEcc) haben diesbezüglich mehrere Prognosen erstellt. Die Wissenschaftler stellen fest, dass die Temperatur des Mittelmeeres im Vergleich zum sogenannten „vorindustriellen Zeitalter“ bereits jetzt um 1,5°C angestiegen ist. In den letzten Wochen war der Anstieg der Wassertemperatur besonders deutlich zu spüren: An der korsischen Küste – und nicht nur dort – lag die gemessene Wassertemperatur bei 30°C. Solche Temperaturen kannte man bisher nur aus der Karibik. Bis 2040 könnten die Temperaturen in einigen Regionen des Mittelmeers um 2,2°C und in 80 Jahren sogar um 3,8°C ansteigen.

Dies wird nicht nur große Auswirkungen auf die Meeresfauna haben, die im Mittelmeerraum nicht an solch hohe Temperaturen gewöhnt ist, sondern auch auf die menschen, die diese Gebiete bewohnen. Und das aus gutem Grund: Steigende Temperaturen im Meer begünstigen das Auftreten von starken Regenfällen und heftigen Gewittern. Feuchtwarme Luft vom Meer verursacht bei Kontakt mit kälterer Luft in der Höhe Gewitter und starke Niederschläge. Diese „mediterranen“ Phänomene sind umso problematischer, als die Böden, die durch die heißen Temperaturen im Sommer ausgetrocknet und sehr hart sind, nicht in der Lage sein werden, all dieses Wasser aufzunehmen. Deshalb sind Überschwemmungen größeren Ausmaßes zu befürchten.

Das IPCC geht in seiner Analyse noch weiter. Die Wissenschaftler warnen, dass der Mittelmeerraum wahrscheinlich unter immer heftigeren Bränden leiden wird: „Die Fläche der verbrannten Wälder wird sich verdoppeln oder verdreifachen, je nachdem, welche Anstrengungen unternommen werden, um die Treibhausgasemissionen zu reduzieren“, erklären die Experten. All diese Wetterphänomene werden in den kommenden Jahren wahrscheinlich auf die 150 Millionen Menschen zu kommen, die rund um das Mittelmeer leben.


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