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Paul Watson, eine der bekanntesten Stimmen für den Schutz der Weltmeere, ist wieder auf freiem Fuß. Der Gründer von Sea Shepherd, berüchtigt für seine kompromisslose Verteidigung der Ozeane, verbrachte fünf Monate in einem grönländischen Gefängnis – bevor er Mitte Dezember 2024 freikam. Seine Geschichte ist die eines Mannes, der sich unerschütterlich gegen Walfang, illegale Fischerei und Umweltzerstörung stellt. Doch was hat ihn hinter Gitter gebracht, wo steht er jetzt, und was plant er für die Zukunft? Ein Blick auf das bewegte Leben eines modernen Meereskriegers.

Ein Leben für die Ozeane

Paul Watson, geboren 1950 im kanadischen Toronto, zeigte schon früh ein besonderes Interesse an Natur- und Tierschutz. In den 1970er-Jahren war er Mitbegründer von Greenpeace, doch seine radikalen Methoden führten bald zum Bruch mit der Organisation. 1977 rief er die Sea Shepherd Conservation Society ins Leben, eine Organisation, die für direkte Aktionen bekannt wurde – wie das Rammen illegaler Walfangschiffe oder das Blockieren von Harpunenschüssen.

Watson war nie ein Mann der leisen Worte. Sein Motto: „Wenn die Gesetzeshüter versagen, müssen wir handeln.“ Diese Haltung brachte ihm Bewunderung, aber auch zahlreiche Feinde ein, vor allem aus der Fischerei- und Walfangindustrie.

Die Verhaftung in Grönland

Im Juli 2024 wurde Watson in Nuuk, der Hauptstadt Grönlands, verhaftet. Grundlage war ein internationaler Haftbefehl, den Japan 2010 ausgestellt hatte. Der Vorwurf: Watson habe die Sicherheit der Besatzung eines japanischen Walfangschiffs gefährdet, als er mit einem Sea-Shepherd-Schiff den Kurs des Walfängers blockierte. Japan warf ihm „Gefährdung auf hoher See“ vor – Watson sprach von einem „Einsatz für die Gerechtigkeit“.

Seine Verhaftung löste eine Welle der Empörung aus. Unterstützer auf der ganzen Welt – darunter Umweltorganisationen, Aktivisten und Politiker – forderten seine Freilassung. Besonders in Frankreich, wo Watson lebt und die Staatsbürgerschaft besitzt, wuchs der Druck auf die dänische Regierung. Schließlich lehnte Dänemark die Auslieferung an Japan ab und entließ Watson am 17. Dezember 2024.

Freigelassen, aber nicht gebrochen

Nach seiner Freilassung kehrte Watson nach Frankreich zurück, wo er nun mit seiner Familie lebt. Er gab an, die Feiertage in Ruhe mit seinen Kindern verbringen zu wollen – doch seine Pläne für die Zukunft sind alles andere als zurückhaltend. In einer Pressekonferenz kurz nach seiner Freilassung erklärte Watson: „Der Kampf für die Ozeane geht weiter. Gefängniszellen schrecken mich nicht ab.“

Seine nächsten Schritte sind bereits in Planung. Watson will sich verstärkt auf Aktionen gegen den Walfang konzentrieren, insbesondere in Island und im Südlichen Ozean, wo jährlich hunderte Wale getötet werden. Auch der Schutz von Haien und der Kampf gegen illegale Fischereiflotten im Pazifik stehen auf seiner Agenda.

Eine umstrittene Ikone

Watsons Methoden sind nicht unumstritten. Kritiker werfen ihm vor, Gesetze zu brechen und Leben zu gefährden. Seine Unterstützer hingegen sehen in ihm einen Helden, der dort handelt, wo Regierungen und Behörden versagen. Tatsache ist, dass Watson und Sea Shepherd erhebliche Erfolge erzielt haben: Von der Rettung tausender Wale bis hin zur Stilllegung illegaler Fischereiflotten hat die Organisation Meilensteine im Umweltschutz gesetzt.

Was bringt die Zukunft?

Watsons Freilassung wird von vielen als Sieg für den Umweltschutz gefeiert. Doch sie wirft auch Fragen auf: Werden künftige Aktionen erneut zu Konflikten mit der Justiz führen? Und wie wird die internationale Gemeinschaft auf seinen ungebrochenen Aktivismus reagieren?

Eines ist klar: Paul Watson wird nicht aufhören. „Die Meere brauchen unsere Hilfe, mehr denn je“, sagte er kürzlich. „Und ich werde alles tun, um sie zu schützen – mit oder ohne Unterstützung.“

Bleibt die Frage: Kann ein einzelner Mann wirklich gegen die massiven Kräfte von Industrie und Politik ankämpfen? Oder ist Watson ein moderner Don Quijote, der gegen Windmühlen kämpft?

Die Welt braucht Helden – aber auch Lösungen

Paul Watsons Geschichte zeigt, wie schwierig, aber auch wie notwendig der Kampf für die Umwelt ist. Seine unkonventionellen Methoden polarisieren, doch sie lenken Aufmerksamkeit auf die katastrophale Ausbeutung der Ozeane. Die kommenden Wochen und Monate werden zeigen, ob Watson weiterhin in der Lage sein wird, die Meere zu verteidigen – und ob die Welt bereit ist, ihm zuzuhören.


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