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Seit dem Tod ihres ehemaligen Chefs Jewgeni Prigoschin bei einem Flugzeugabsturz ist die russische paramilitärische Gruppe Wagner führungslos. Nun hat Wladimir Putin einen seiner Getreuen, Andrej Troschew, zum neuen Leiter der Söldner-Organisation ernannt.

Wer gedacht hat, dass der Tod von Jewgeni Prigoschin das Ende der Wagner-Gruppe bedeutet hat, hat sich geirrt. Mehreren russischen Medien zufolge hat Wladimir Putin jetzt einen seiner Getreuen, Andrej Troschew, zum neuen Leiter der paramilitärischen Organisation ernannt.

Am 14. Juli 2023, weniger als einen Monat nach der Meuterei der Wagner-Gruppe, hatte Wladimir Putin bereits öffentlich seinen Wunsch bekannt gegeben, dass dieser hochrangige Offizier die Führung der Organisation übernehmen sollte. Am 29. September beauftragte Putin Troschew mit der Aufstellung und Beaufsichtigung von Freiwilligeneinheiten in der Ukraine.

Andrej „Sedoi“ Troschew wurde am 5. April 1962 in Sankt Petersburg geboren, wie die russische Nachrichtenagentur Ria Novosti berichtet. Er ist Veteran des sowjetisch-afghanischen Krieges, ehemaliger Oberst der russischen Armee und wurde unter anderem als Held der Russischen Föderation ausgezeichnet, dem höchsten Ehrentitel des Landes.

Troschew ist vor allem für seine Reise nach Syrien im Jahr 2015 bekannt. Er reiste an der Seite zahlreicher russischer Militärs, um das Regime von Baschar al-Assad zu unterstützen, das damals gegen die Terrorgruppen Al-Qaida und IS kämpfte. In Syrien lernte Troschew auch Jewgeni Prigoschin und Dmitrij Utkin – den Mitbegründer der Wagner-Gruppe – kennen. Er schloss sich der Wagner-Gruppe an und leitete deren logistische Operationen. Als er 2016 nach Russland zurückkehrte, wurde ihm die Heldenmedaille der Russischen Föderation verliehen. Im Westen wurde Troschew für die gewaltsame Unterdrückung der Opposition in Syrien kritisiert.

Nach dem Aufstand von Jewgeni Prigoschin im August letzten Jahres soll Putin Kontakt zu Troschew aufgenommen und ihn eingeladen haben, die Führung der paramilitärischen Organisation zu übernehmen. „Sie haben selbst über ein Jahr lang in der Ukraine bei der Wagner-Gruppe gekämpft. Sie wissen, was das ist, Sie kennen die Fragen, die im Voraus geklärt werden müssen, damit die Kampfarbeit bestmöglich abläuft“, soll der Mann im Kreml bei einem Gespräch mit Troschew am 29. September gesagt haben.

Seitdem ist Andrej Troschew mehreren Quellen zufolge zum Chef über die Freiwilligeneinheiten in der Ukraine geworden. Nur unter dieser Bedingung soll Wladimir Putin der Gruppe nach der Meuterei von Prigoschin das Weiterbestehen der Wagner-Gruppe erlaubt haben.

Der neue Chef von Wagner steht unter EU-Sanktionen steht, weil er laut einem EU-Dokument von Ende 2021 unter anderem „direkt an den militärischen Operationen der Gruppe (…) in Syrien beteiligt“ gewesen sein soll.


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