Naturgewalten kennen keine Gnade. Die Wälder des Huelgoat im Finistère zeugen noch immer von den Folgen des verheerenden Sturmes Ciaran. Umgestürzte Bäume und zerbrochene Äste prägen das Bild – doch das Holz kann gerettet werden.
Ein Wald wie ein Mikado
Stellen Sie sich einen Haufen Mikado-Stäbchen vor, riesig und wild durcheinandergeworfen. So sieht die Landschaft des Huelgoat-Waldes sieben Monate nach dem Sturm Ciaran aus. Tausende von Bäumen liegen kreuz und quer, als wären sie von einer Riesenhand einfach umgestoßen worden. Doch anstatt zu verzweifeln, haben die Forstarbeiter die Ärmel hochgekrempelt und sich an die Arbeit gemacht.
Mit grobem Gerät werden die Stämme entrindet und in passende Stücke gesägt. Dabei handelt es sich um eine Mammutaufgabe, denn was normalerweise über drei bis vier Jahre hinweg geschlagen würde, liegt nun in einem riesigen Durcheinander am Boden. Im Oktober 2023 fegte der Sturm Ciaran über das Finistère hinweg und hinterließ eine Schneise der Verwüstung: 500.000 Kubikmeter Holz wurden entwurzelt oder gebrochen. Heute sind die Bedingungen für die Holzarbeiter extrem gefährlich – das Terrain ist tückisch und die Arbeit körperlich fordernd.
Der Holzmarkt im Ausnahmezustand
Die Auswirkungen auf den Holzmarkt sind enorm. Der Preis für die Bergung des Holzes ist um 15 % gestiegen, während die Verkaufspreise um 10 % gefallen sind. Dies bringt die Forstarbeiter in eine Zwickmühle: Sollen sie das Holz zu einem niedrigeren Preis verkaufen oder riskieren, dass es verfault und wertlos wird?
Bereits jetzt wird alles daran gesetzt, die Holzbestände so schnell wie möglich zu verkaufen. Der Holzmarkt in der Region ist angespannt, und die üblichen Kunden wurden bereits bedient. Der Zeitdruck ist spürbar – das Holz muss weg, bevor die Witterung es endgültig zerstört.
Die Forstarbeiter sind in einem regelrechten Wettlauf gegen die Zeit. Jeder Tag zählt, denn der Zustand des Holzes verschlechtert sich zusehends. Doch was treibt diese Männer und Frauen an, die unter so schwierigen Bedingungen arbeiten? Es ist die Leidenschaft für ihren Beruf und das Wissen, dass jeder gerettete Kubikmeter Holz einen Wert hat – ökologisch und wirtschaftlich.
„Es ist, als würde man ein wertvolles Erbe bewahren“, erklärt einer der Forstarbeiter. „Wir wollen, dass das Holz eine sinnvolle Verwendung findet, anstatt einfach zu verrotten.“ Dieser Idealismus ist bewundernswert, doch er steht in krassem Gegensatz zu den knallharten ökonomischen Realitäten, mit denen sie konfrontiert sind.
Chancen im Unglück
Doch es gibt auch Lichtblicke. Die erhöhte Verfügbarkeit von Holz könnte potenziell neue Märkte erschließen. Möbelhersteller und Holzbauunternehmen könnten von den günstigeren Preisen profitieren und damit letztlich auch die Forstwirtschaft unterstützen. Doch dafür braucht es Flexibilität und Innovationsgeist – Eigenschaften, die in der Forstwirtschaft jetzt mehr denn je gefragt sind.
Könnte die Krise also auch eine Chance sein? Vielleicht – wenn die richtigen Schlüsse gezogen werden und alle Beteiligten zusammenarbeiten, um nachhaltige Lösungen zu finden.
Es bleibt zu hoffen, dass die Lehren aus dem Sturm Ciaran die Region widerstandsfähiger gegenüber zukünftigen Stürmen dieser Größenordnung machen. Investitionen in nachhaltige Forstwirtschaft und moderne Technik könnten helfen, ähnliche Schäden in der Zukunft zu verhindern oder zumindest zu minimieren. Doch das braucht Zeit – und Geduld.
Bis dahin müssen die Forstarbeiter weiterkämpfen, Baum für Baum, Stamm für Stamm. Sie sind die stillen Helden des Waldes in diesen Monaten, die unter extremen Bedingungen dafür sorgen, dass das Holz, das einst als Bäume in den Himmel ragte, nicht ungenutzt verrottet. Ihre Arbeit ist schwer, gefährlich und oft undankbar – doch sie tun es, weil sie wissen, dass es getan werden muss.
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