Tag & Nacht

Wissenschaftliche Entdeckungen, soziale Fortschritte, kulturelle Auszeichnungen… Das zu Ende gehende Jahr war auch von positiven Ereignissen geprägt. 

Das Jahr 2022 neigt sich dem Ende zu und viele hoffen, dass das Jahr 2023 besser werden wird. Aber wir haben tatsächlich 22 gute Nachrichten ausfindig gemacht, die das vergangene Jahr geprägt haben. Einige sind regelrecht historisch, andere symbolisch oder einfach nur anekdotisch… Aber sie alle lassen das vergangene Jahr versöhnlicher erscheinen.

1) Ameisen können Krebs erkennen

Gibt es bald einen „Ameisenschnelltest“ bei der Ankunft im Krankenhaus? Im März 2022 gelang es französischen Forschern des CNRS, des Inserm, der Universität Sorbonne Paris Nord und des Institut Curie, Ameisen so zu trainieren, dass sie Krebszellen von gesunden Zellen unterscheiden können. Dies wurde durch den außergewöhnlichen Geruchssinn dieser Tierchen ermöglicht. Die Ergebnisse sind sehr ermutigend, mit einer Erfolgsquote von 95% bei Brust- und Eierstockkrebs.

2) Das Baguette wurde in das Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen

Das macht Freude: Das berühmte französische Baguette wurde Ende November 2022 von der Unesco als immaterielles Kulturerbe der Menschheit ausgezeichnet. Eine schöne Anerkennung für die 35.000 handwerklichen Bäckereien in Frankreich. Jetzt bleibt nur noch die Frage: Mögen Sie es lieber weiß, goldbraun oder gut durchgebacken?

3) Das Loch in der Ozonschicht hat sich weiter geschlossen

Unserer Umwelt geht es (ein wenig) besser. Das Loch in der Ozonschicht, die uns vor gefährlicher ultravioletter Strahlung schützt, schrumpfte auch 2022 langsam weiter. „Im Laufe der Zeit sind stetige Fortschritte zu beobachten und das Loch schließt sich“, freute sich ein Wissenschaftler der Nasa. Es bleibt jedoch noch einiges zu tun, um einen optimalen Schutz des Planeten zu gewährleisten. Das Ozonloch ist immer noch fast dreimal so groß wie die Fläche Kanadas.

4) Verhütungsmittel für Frauen unter 26 Jahren wurden in Frankreich kostenlos

Ein Fortschritt für den Zugang zu Verhütungsmitteln in Frankreich. Seit dem 1. Januar werden bestimmte Pillen, Implantate und Spiralen für Frauen unter 26 Jahren vollständig erstattet. Diese Maßnahme galt zuvor nur für Minderjährige. Ein weiteres Verhütungsmittel wird ab dem 1. Januar 2023 für alle Personen unter 25 Jahren kostenlos sein: Kondome.

5) Ein Bartgeier hat zum ersten Mal seit 100 Jahren ein Ei gelegt

Wertvoller als sprichwörtliche Henne mit den goldenen Eiern ist das Ei des Bartgeiers! Ein Schatz, der so wertvoll ist, dass der genaue Ort des Nestes geheim gehalten wird… Eines ist sicher: Im März brütete dieser vom Aussterben bedrohte Greifvogel auf den Hochebenen des Vercors. Eine Premiere seit fast einem Jahrhundert, die das Ergebnis von Wiederansiedlungsbemühungen ist, die 2010 begannen. „Es erzählt eine schöne Geschichte vom Menschen, der ein wenig seine früheren Fehler wieder gut macht, und außerdem dient es dazu, die Poesie der Berge zu bereichern“, freut sich ein Wärter des Naturschutzgebiets Vercor.

6) Die Französin Stéphanie Frappart wurde die erste Frau, die bei einer Fußball-Weltmeisterschaft als Schiedsrichterin fungierte

Eine gläserne Decke wurde durchstossen. Die Französin Stéphanie Frappart wurde am 1. Dezember die erste Frau, die bei einer Weltmeisterschaft als Haupt-Schiedsrichterin fungierte. Und zwar während des Vorrundenspiels zwischen Costa Rica und Deutschland. Eine Auszeichnung für eine Frau, die schon immer an vorderster Front für die Gleichstellung von Frauen und Männern in diesem sehr männerdominierten Sport gekämpft hat. Vor dem Spiel hatte sie bereits als erste weibliche Schiedsrichterin in der französischen Ligue 2 (2014), der Ligue 1 (2019) und der Champions League (2020) amtiert.

7) In der Region Hauts-de-France wurde ein Wohnhaus aus der gallo-römischen Zeit entdeckt

Eine Villa aus der römischen Antike. In Soissons im Departement Aisne wurde auf einer Baustelle für Sozialwohnungen ein Schatz aus der gallo-römischen Zeit entdeckt. Bei der Ausgrabung des Geländes entdeckten die Archäologen die Spuren eines „Domus“, einer typischen Behausung aus römischer Zeit. Unter den Funden: Alltagsgegenstände, Keramik und ein Bronzelöffel zur Entnahme von Pigmenten für das Make-up. Très chic!

8) „Der kleine Prinz“ landete zum ersten Mal in Frankreich

Was lag näher, als das bekannteste Werk von Antoine de Saint-Exupéry in ein Flugzeug zu packen? Genau das wurde Ende Januar umgesetzt. Fünfunddreißig der 141 Manuskriptblätter und Originalzeichnungen des Kleinen Prinzen überquerten den Atlantik an Bord eines Air France Airbus, um im Musée des arts décoratifs in Paris ausgestellt zu werden. Es war das erste Mal, dass das Originalwerk seine Heimat, die Vereinigten Staaten, verließ und in die Heimat seines Autors, Frankreich, gelangte. Saint-Exupéry hat sein Kultbuch 1943 in New York geschrieben.

9) Der Franzose Hugo Duminil-Copin hat die Fields-Medaille erhalten

Sind die Franzosen wirklich nicht gut in Mathe? Das ist garnicht so sicher. Im Juli erhielt der Franzose Hugo Duminil-Copin die Fields-Medaille, die einem „Nobelpreis“ für Mathematik entspricht. Und er ist nicht der erste: Zwölf weitere Landsleute haben bereits die prestigeträchtigste aller Auszeichnungen in Mathematik erhalten. „Ich untersuche sogenannte Phasenübergänge, also Verhaltensänderungen in der Materie“, erklärte er, schränkte jedoch ein: „Ich könnte Ihnen nicht einmal sagen, wie Sie meine Forschung nutzen können. Das muss jemand anderes herausfinden“.

10) Das James-Webb-Teleskop hat seine ersten großartigen Bilder geliefert

Anfang September hat das leistungsstärkste Teleskop, das je gebaut wurde, Bilder des sogenannten Tarantelnebels eingefangen. Dabei handelt es sich nicht um eine große Spinne, sondern um eine Region im Kosmos, die 161.000 Lichtjahre von der Erde entfernt ist und in der in rasantem Tempo neue Sterne geboren werden. Auf der faszinierenden Aufnahme ist ein Cluster junger, hell leuchtender blauer Sterne zu erkennen. Außerdem sind mehrere lange Filamente aus Gas und Staub zu sehen, die dieser „Sternenkinderstube“ ihren Namen gegeben haben. Ein Traum für alle Astronomen.

11) Der Biber ist nach Frankreich zurückgekehrt

Der fleissige Architekt der Flussufer hat seine Arbeit auch in Frankreich wieder aufgenommen. Nachdem die Biber Mitte des letzten Jahrhunderts fast völlig aus dem Hexagon verschwunden waren, sind sie nun wieder aufgetaucht. Nicht zu verwechseln mit ihren Verwandten, den Nutrias! Um Biber zu erkennen, muss man auf ihren Kot achten. „Darin findet man Holzfragmente“, erklärt der Experte Paul Hurel. Denn es ist keine Legende, dass Biber hart arbeiten, um Holzdämme entlang unserer Flüsse zu bauen. Die Konstruktionen sind sehr nützlich, um die Auswirkungen von Überschwemmungen zu begrenzen.

12) Annie Ernaux gewann den Nobelpreis für Literatur

Im Oktober gewann die 82-jährige Französin Annie Ernaux, Autorin eines autobiografischen, universellen und politischen Werks, den Nobelpreis für Literatur. Mit dieser sechzehnten Auszeichnung führt Frankreich die Weltrangliste unter den Literaturpreisträgern an. In den Buchhandlungen, in denen die Hauptwerke von Annie Ernaux wie warme Semmeln verkauft werden, herrscht Hochbetrieb.

13) Die Zahlung von Unterhaltszahlungen wurde automatisiert

Seit dem 1. März übernimmt die Kindergeldkasse bei allen Scheidungen, die von einem Richter ausgesprochen werden, die automatische Auszahlung der Unterhaltszahlungen. Damit soll verhindert werden, dass ein alleinerziehender Elternteil in die Armut abrutscht. Eine Änderung, die dem Elternteil, sehr oft der Mutter, der für die Kinder verantwortlich ist, mehr finanzielle Sicherheit gibt. Bisher wurden nach Angaben der Regierung fast ein Drittel der Unterhaltszahlungen nicht oder nur unregelmäßig geleistet. Das soll sich nun endlich ändern.

14) Es gab endlich wieder eine Tour de France für Frauen

Es war ein langer und kurvenreicher Weg, aber die Tour de France hat endlich wieder ihre Türen für weibliche Sportlerinnen geöffnet! Im Sommer 2022 wurde nach jahrzehntelanger Abwesenheit und vielen gescheiterten Versuchen wieder eine Tour de France für Frauen veranstaltet. In diesem Jahr legten die Fahrerinnen acht Etappen zurück und die Niederländerin Annemiek van Vleuten gewann das Rennen. Die Frauen-Tour de France geht 2023 weiter, mit einem geplanten Start in Clermont-Ferrand am 23. Juli.

15) Zwei verloren geglaubte Skulpturen wurden dem Schloss Versailles zurückgegeben

Zwei Statuen (Zephyr und Flora und L’Abondance), die von Ludwig XIV. bzw. Ludwig XV. für das Schloss Versailles in Auftrag gegeben worden waren, wurden nach 300 Jahren wiedergefunden. Sie waren von der Familie Rotschild gekauft und von den Nazis gestohlen worden. Die beiden monumentalen Skulpturen befanden sich seit einigen Jahren in der angolanischen Botschaft in Paris, die sie nun an Frankreich zurückgegeben hat. Nun kann man sie in den Gärten des Trianon bewundern.

16) Der anatolische Leopard ist wieder aufgetaucht, obwohl die Art bereits als ausgestorben galt

Sein gräuliches Fell und die großen Rosetten an den Flanken und auf dem Rücken waren seit 1974 nicht mehr beobachtet worden. Ein anatolischer Leopard wurde in der Türkei offiziell identifiziert, erklärte der türkische Minister für Land- und Forstwirtschaft im Mai. Aber es ist unmöglich zu wissen, wo genau das Tier fotografiert wurde. Die türkischen Behörden halten den Ort geheim, um zu verhindern, dass ein anderes Raubtier – der Mensch – das seltene Tier stört.

17) Die Spendenfreudigkeit hat weltweit zugenommen

Trotz oder gerade wegen der Covid-19-Pandemie sah man Großzügigkeit und Spendenfreudigkeit im Jahr 2022 in einem immer größeren Teil der Bevölkerung, so der sehr seriöse Weltglücksbericht der Vereinten Nationen. Spenden für wohltätige Zwecke, Freiwilligenarbeit und Hilfe für Fremde sind „im Vergleich zu vorpandemischen Werten um etwa 25% in die Höhe geschnellt“.

18) Sophie Adenot wurde zweite französische Astronautin

Die Gleichstellung von Männern und Frauen schreitet voran – zumindest im Weltraum. Mehr als zwanzig Jahre nach Claudie Haigneré hat Frankreich eine neue Astronautin, ihr Name ist Sophie Adenot. Die 40-jährige Ingenieurin und Offizierin der Luftwaffe ist Teil des neuen Jahrgangs der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Sie wurde aus 22.523 Bewerbern ausgewählt. „Es ist ein Werdegang, der schrittweise aufgebaut wurde und der zwar an der Basis ein bisschen Träumerei erforderte, aber vor allem Arbeit, um an diesen Punkt zu gelangen. Viel, viel Arbeit. Und auch ein bisschen Glück“, erklärte sie. Sophie Adenot hat an ihren Glücksstern geglaubt…

19) In Grönland wurde die DNA eines Mastodons entdeckt

Régis Debruyne, Paläogenetiker am Muséum national d’histoire naturelle, ist überglücklich. Anfang Dezember wurden zwei Millionen Jahre alte DNA-Fragmente von Wissenschaftlern aus dem gefrorenen Boden der Arktis entnommen. Diese genetischen Spuren, die ältesten, die je gefunden wurden, zeugen unter anderem von der Anwesenheit von Mastodonten, einem Verwandten der Elefanten und Mammuts. „Das ist eine unerwartete Entdeckung“, freut sich der Experte.

20) Ein Brief von Karl V. wurde entziffert

Eine „unverständliche“ Folge von Symbolen wurde fünf Jahrhunderte später endlich entziffert! Vier französische Forscher haben einen Brief entziffert, den Karl V. im Jahr 1547 an seinen Botschafter in Frankreich schrieb. Dafür benötigten die Kryptografen, die mit einer Historikerin der Universität Picardie zusammenarbeiteten, sechs Monate Arbeit. Was also verbarg sich in diesem mysteriösen Brief? Der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches beschreibt die verschlechterten Beziehungen zu Franz I.. Und der Brief berichtet „von einem Gerücht über ein Mordkomplott gegen Karl V., das sich in Frankreich zusammenbrauen würde“.

21) Bei AIDS-Impfstoffen wurden wichtige Fortschritte erzielt

Boten-RNA kann Leben retten. Nach Impfstoffen gegen Covid-19 wurde diese Technologie jetzt auch in einem Projekt für einen Impfstoff gegen das AIDS-Virus eingesetzt. Im Januar 2022 verabreichte das Unternehmen Moderna die ersten Dosen an Menschen. Es handelt sich zwar nur um die erste Testphase, aber sie lässt Hoffnung aufkommen, nach vier Jahrzehnten erfolgloser Forschung. „Wir kommen voran“, begrüßt Professor Yazdan Yazdanpanah. Aber „wir müssen noch mehr Energie und Geld darauf verwenden“.

22) In Peru haben Archäologen ein „außergewöhnliches“ Fresko (wieder-)entdeckt

Es gibt immer wieder neue Entdeckungen. Und Wiederentdeckungen. Eine Stätte, die Archäologen nur von Fotografien aus dem frühen 20. Jahrhundert kannten, wurde im Oktober 2022 in Peru wiederentdeckt. „Es ist selten, dass in der präkolumbianischen Archäologie Wandmalereien von solcher Qualität ans Tageslicht kommen“, freut sich Sam Ghavami, der vier Jahre lang nach dem Fresko gesucht hat. Das Gemälde gehörte zu einem Tempel namens Huaca Pintada. In dem Freskenfragment, das etwa 30 Meter lang ist, stechen blaue, braune, rote, gelbe, schwarze, weiße und „lucuma“-genannte senfgelbe Farben hervor.

(Das Original diese Textes erschien bei Franceinfo)


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