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Das große Check-up- und Renovierungsprogramm, mit dem die Sicherheitsstandards der französischen Kernkraftwerke auf den neuesten Stand gebracht werden sollen, soll dem Kernkraftwerkspark eine zweite Jugend verleihen. Dieses Renivierungsprogramm wird als „le grand carénage“ bezeichnet und soll bis 2028 abgeschlossen sein.

66 Milliarden Euro kostet das große Renovierungsprogramm für überalteten französischen Kernkraftwerkspark. Der Kraftwerksbetreiber EDF hat das „grand carénage“ genannt, ein Begriff, der normalerweise für die Renovierung von Schiffsrümpfen verwendet wird. Die große Erneuerung der Kernkraftwerke ist die größte industrielle Baustelle und Herausforderung der EDF seit ihrer Gründung. Die Kosten könnten höher ausfallen, als die voraussichtlichen Kosten für den bau der nächste Generation von Kraftwerken, dem EPR 2, die heute auf rund 50 Milliarden Euro geschätzt werden.

Und dabei sind bei der Renovierung noch nicht einmal alle Reaktoren Frankreichs betroffen. Es geht hauptsächlich darum, den in den 70er und 80er Jahren gebauten Reaktoren, die eine Leistung von 900 MW entwickeln, und einigen neueren, die eine Leistung von 1.300 MW entwickeln, eine zweite Jugend zu verschaffen. Das Programm wurde 2015 gestartet und soll 2028 abgeschlossen sein. Für die folgenden Reaktoren hat EDF den Aktionsplan noch nicht offengelegt.

Es handelt sich vor allem um die Reaktoren, die ihre großen 40-Jahres-Inspektionen absolvieren müssen. Jeder Reaktor muss alle zehn Jahre eine solche Inspektion absolvieren, um von der französischen Behörde für nukleare Sicherheit grünes Licht zu erhalten, ein weiteres Jahrzehnt in Betrieb zu bleiben. Dabei handelt es sich um eine gründliche Prüfung, die einen langen Stillstand erfordert, der in der Regel etwa 100 Tage beträgt.

EDF muss insbesondere drei Punkte überprüfen: Erstens die Sicherheit des Reaktordruckbehälters, des riesigen Teils, das sich sozusagen am Boden des Reaktors befindet. Zweitens die Dichtheit des Sicherheitsbehälters des Reaktorgebäudes. Und schließlich eine Überprüfung der Festigkeit des Primärkreislaufs, d. h. des Wasserkreislaufs, der mit dem Kernbrennstoff in Berührung kommt, also kontaminiert ist, und der auf keinen Fall undicht werden darf. Sollte einer dieser drei Punkte die Prüfung nicht bestehen, kann der Reaktor nicht mehr weiterlaufen.

40 Jahre sind die Mindestlebensdauer, die die Konstrukteure für die französischen Reaktoren festgelegt haben. Um bis zu 50 Jahre zu erreichen, ist eine noch gründlichere Prüfung erforderlich, mit schweren technologischen Nachrüstungen, insbesondere im Bereich der Sicherheit. EDF wird zum Beispiel Rekuperatoren unter den Reaktorbehältern anbringen. Im Falle eines schweren Unfalls mit Kernschmelze könnte so der geschmolzene Brennstoff aufgefangen werden. EDF nutzt die Gelegenheit auch, um die riesigen Arabelle-Turbinen, die Wärme in Strom umwandeln, auszubauen und Strukturteile auszutauschen.

Aus diesem Grund können die Arbeiten des Grand Carénage fünfmal so teuer sein wie die vorherigen und viel länger dauern. Im Kraftwerk Saint-Laurent-des Eaux am Ufer der Loire zum Beispiel sind nicht weniger als 17.000 Arbeitsschritte geplant.

Wird dies alles dazu führen, dass die aktuellen Reaktoren noch länger laufen können?

Das forderte Emmanuel Macron im vergangenen Jahr bei einer Rede in Belfort. Dabei brach Macron mit der von François Hollande eingeleiteten Politik, den Anteil der Kernenergie an der Stromerzeugung zu reduzieren. Bis zu 60 Betriebsjahre und sogar darüber hinaus zu gehen, sei kein Tabu mehr, sagen mehrere EDF-Verantwortliche und stellen fest, dass andere Länder wie die USA dies auch täten, aber es zeigt sich, dass diese Langlebigkeit mit erheblichen Kosten verbunden sein wird.


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