Tag & Nacht

Die Rekordhitze und die Dürre in Frankreich haben auch die Weiden unter den schneebedeckten Alpengipfeln nicht verschont. Die Kühe finden kaum genügend Gras, um ausreichend Milch für den Reblochon und andere bekannte Käsesorten zu produzieren.

Alles ist gelb und verdorrt, also müssen die Bauern ihre Kuhherden einen Monat früher von den Weiden im Hochland holen.

Touristen, die auf der Suche nach Abkühlung sind, strömen in diesem Sommer in Scharen in die Alpen, wo der Kauf von Reblochon-Käse aus Rohmilch und anderen handgemachten Käsesorten direkt von den lokalen Erzeugern sehr beliebt ist. Doch in diesem Jahr gehen einige leer aus – die Kühe bekommen nicht die gewohnte Menge frisches Gras, und ihre Milch ist deshalb weniger gehaltvoll.

Der Juli war in Frankreich der trockenste Monat seit 1961, und Hitzewellen ließen die Temperaturen auch auf den Alpen in der Nähe von La Clusaz an mehreren Tagen auf über 30 Grad ansteigen. Was ein absolutes Novum ist.

„Wir verlieren pro Kuh und Tag einen Reblochon, das sind in einer Woche 300 Käse weniger“, klagen französische Milchbauern.

Für jeden Käse mit etwa 450 Gramm werden laut der Richtlinien des Nationalen Instituts für Herkunft und Qualität (INAO), das über die strengen französischen Lebensmittel- und Weinbezeichnungen wacht, etwa vier Liter Milch benötigt.

Das Schlimmste ist, dass gerade dann, wenn viele Touristen kommen, nicht genug Käse für alle produziert werden kann – den Käsereien geht die Ware aus.

Obwohl viele Landwirte bereits ihre Winterfuttervorräte aufgebraucht haben, liegt die Milchproduktion in der Region nach Angaben des Käseproduzentenverbands AFTAlp um 15 Prozent unter dem Vorjahresniveau.

Im Frühsommer bereits musste die Produktion des AOP-Käses Salars – einer Spezialität des Cantal in Zentralfrankreich – eingestellt werden, weil die Kühe wegen der Dürre nicht ausreichen mit frischem Gras gefüttert werden konnten.

Viele Landwirte befürchten, dass die seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs steigenden Kosten für Futtermittel, Gas und Strom einen Teufelskreis in Gang setzen könnten und manchen Betrieben in den kommenden Monaten ein Überleben erschweren könnte.

Die Preise für viele Käsesorten mussten bereits angehoben werden und sie werden wahrscheinlich noch einmal um etwa fünf bis acht Prozent verteuert werden müssen, um die Auswirkungen der diesjährigen Trockenheit und der Kriegsfolgen auszugleichen.

Landwirte und Käsereien hoffen, dass sich die Produktion im kommenden Winter wieder erholen kann, aber es wird schwer sein, wieder aufzuholen, was man im Sommer verloren hat.


Du möchtest immer die neuesten Nachrichten aus Frankreich?
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!