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Aufgrund des Krieges in der Ukraine besteht die Gefahr, dass bestimmte Verbrauchsgüter knapp werden könnten. Müssen sich die Franzosen Sorgen machen?

Einige Verbraucher tätigen aus Angst vor einer ungewissen Zukunft heute schon Hamsterkäufe. Das ist der Grund, warum man in manchen Supermärkten zum Beispiel ab und zu kein Sonnenblumenöl findet. Der Grund sind nicht tatsächliche Engpässe in der Versorgung. Die Regale in den französischen Supermärkten werden nach wie vor täglich wieder aufgefüllt.

Nach Meinung von Branchenspezialiten wie Michel-Éduard Leclertc ist es also das Verhalten der Verbraucher, das zu einer Verknappung führen kann. Leere Regale sind die Folge von Ängsten der Verbraucher. Sie neigen dazu, ein Produkt mehr zu kaufen, als sie eigentlich geplant hatten, und so kurze Engpässe zu verursachen.

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Tatsächlich ist aber ist eines der ersten Produkte, bei dem es zu Engpässen kommen kann, die Sonnenblume. Drei Viertel der Weltproduktion stammt aus Russland und der Ukraine und einige wenige Einzelhändler haben begonnen, die Verkäufe zu rationieren, insbesondere bei Frittieröl. In Frankreich hat die Metro-Kette, die Restaurants und gewerbliche Kunden beliefert, eine mögliche Verknappung vorweggenommen, indem sie den Verkauf rationiert hat.

Im Moment gibt es noch keine Probleme, aber wenn der Krieg länger andauert, könnte es zu spürbaren Engpässen bei Sonnenblumenöl kommen. Aber die Verbracuher können jederzeit zum Beispiel auf Rapsöl zurückgreifen. Ein wirklicher mangel an Öl wird nicht eintreten.

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Die Ukraine ist auch ein sehr wichtiger Getreide- und vor allem Weizenproduzent. Bei Getreide für Brot und Teigwaren gibt es allerdings keinen Grund zur Sorge, da Frankreich selbst ein sehr großer Produzent von Qualitätsweizen ist. Derzeit exportiert Frankreich etwa 50% seiner Weizenproduktion. Sollte bes zu spürbaren Engpässen kommen, dann kann Frankreich auf Kosten des Exports den lokalen Markt bevorzugen.

Sorgen bereitet jedoch das Getreide, das als Tierfutter verwendet wird. Ein längerer Wegfall des billigeren Getreides aus der Ukraine könnte sich möglicherweise in einem deutlichen Anstieg der Preise für Tierfutter und damit auch der Fleischpreise niederschlagen.

Allerdings hat die Ukraine angekündigt, dass sie trotz des Krieges etwa Hälfte der normalen Getreidemenge wird produzieren können. Es dürfte also ’nur‘ die Hälfte der ukrainischen Produktion fehlen. Auch China, die USA, Kanada und natürlich Frankreich produzieren Getreide. Ein Anstieg der Verbraucherpreise ist leider zu erwarten, und das kann insbesondere ärmeren Länder grosse Probleme bereiten. Aber nicht für Frankreich.

Ein weiteres Produkt, das Sorgen bereiten könnte, sind Düngemittel. Auch diese werden in grossem Umfang in der Ukraine für den Weltmarkt produziert. Hier können sich Preissteigerungen direkt auf die Preise landwirtschaftlicher Produkte auswirken.

Generell muss man also eher einen Anstieg der Inflation als eine Knappheit befürchten. 

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