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Am Montag, dem 20. November, wird das Urteil im Prozess gegen die ‚Ndranghetta erwartet, die in Kalabrien (Italien) ansässig ist und sich vor allem dank des Kokainhandels zur mächtigsten kriminellen Bewegung Italiens entwickelt hat.

Es ist ein Prozess der Superlative, der größte in Italien seit dem Prozess gegen die sizilianische Mafia Cosa Nostra in Palermo in den 1980er Jahren. Diesmal steht die ‚Ndranghetta vor Gericht, die in Kalabrien ansässig ist und durch Kokainhandel zur mächtigsten kriminellen Bewegung des Landes geworden ist. Die ‚Ndranghetta erzielt weltweit einen Jahresumsatz von rund 50 Milliarden Euro.

Tausende von Stunden vor Gericht und jahrelange Haftstrafen, die gegen die 338 Angeklagten gefordert werden: Das sind nur einige Daten, die den vor fast drei Jahren eröffneten Prozess zusammenfassen. Ihnen allen wird vorgeworfen, dem Mancuso-Clan anzugehören oder mit ihm verbunden zu sein, der die Region Vibo Valentia in Kalabrien unter seine Kontrolle gebracht hat. Bei den Ermittlungen im Vorfeld des Prozesses waren unter der Leitung des Staatsanwalts Gratteri, der heute in Neapel lebt, mehr als 300 mutmaßliche Mafiosi festgenommen worden.

Um den Clan und seine mutmaßlichen Mitglieder und Unterstützer, darunter ein ehemaliger Parlamentsabgeordneter, vor Gericht zu stellen, wurde in Lamezia Terme, im Herzen Kalabriens, eigens ein Bunker gebaut. Auffällig ist die Zahl der aussagewilligen Personen, es sind etwa 50. Die Anklagepunkte sind zum Beispiel: mafiöse Vereinigungen, Drogenhandel, Erpressung und Geldwäsche. Vor Gericht erklärten einige Angeklagte detailliert, wie die ‚Ndrangheta funktioniert, wie sie die lokale Bevölkerung beeinflusst, wie sie Erpressungen durchführte, Ausschreibungen und Wahlen manipulierte, Waffen erwarb und vieles mehr. Sie lüfteten Geheimnisse über Waffenverstecke auf Friedhöfen oder in Krankenwagen und verrieten, wie städtisches Wasser zur Bewässerung von Marihuanaplantagen umgeleitet wurde.

Dieser spektakuläre Prozess wird jedoch nicht die Folgen des Prozesses aus den 1980iger Jahren in Palermo haben. In Sizilien waren die damals Anführer einer pyramidenförmigen Struktur, der Cosa Nostra, verurteilt worden. In dem aktuellen Prozess wurde nur eine von über 150 Familien der ‚Ndranghetta vor Gericht gestellt.


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