Tag & Nacht

Wenn sich zwei Weltmächte treffen, ist Spannung vorprogrammiert. Emmanuel Macron und Xi Jinping, zwei prägende Figuren der Weltpolitik, kommen am 6. und 7. Mai zusammen, um 60 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Frankreich und China zu feiern. Doch hinter den Kulissen brodeln geopolitische und wirtschaftliche Spannungen.

Nach fünf Jahren betritt Xi Jinping erneut europäischen Boden, begleitet von der ersten Dame Chinas, Peng Liyuan. In Frankreich erwartet sie ein Empfang mit militärischen Ehren und intensiven Gesprächen, nicht nur mit Macron, sondern auch mit Ursula von der Leyen, der Präsidentin der Europäischen Kommission. Der Besuch klingt aus in den Hautes-Pyrénées – ein scheinbar entspannter Rahmen für die beiden Präsidentenpaare.

Ein brisantes Thema ist der Ukraine-Krieg. China, als einer der Hauptverbündeten Russlands, wird von Macron gedrängt, seinen Einfluss auf Moskau geltend zu machen. Doch laut Experten ist Chinas Unterstützung für westliche Sanktionen gegen Russland eher unwahrscheinlich. „Das ist eine wiederkehrende Frage, die wohl auch bei diesem Besuch unbeantwortet bleiben wird“, so die Wirtschaftsprofessorin Mary-Françoise Renard.

Neben der Ukraine werden auch andere internationale Krisen wie der Konflikt im Nahen Osten, Chinas Haltung zu Taiwan und seine Strategien im Indo-Pazifik besprochen werden. Auch wenn das heikle Thema Menschenrechte öffentlich wohl gemieden wird, hofft man, dass es hinter verschlossenen Türen sehr wohl auch zur Sprache kommt.

Im Zentrum der Gespräche steht jedoch der Handel. Europa sieht China gleichzeitig als Partner, Konkurrenten und „systemischen Rivalen“. Die Diskussionen könnten sich zuspitzen, besonders wenn es um europäische Untersuchungen chinesischer Handelspraktiken in Bereichen wie Automobil, Eisenbahn und erneuerbare Energien geht. Europa erwägt beispielsweise, chinesische Elektroautos zu besteuern, um Subventionen auszugleichen, was zu Gegenmaßnahmen führen könnte.

Trotz der Spannungen besteht auf beiden Seiten der Wunsch nach Stabilität und Kooperation. Macron will chinesische Investitionen anziehen, besonders im Bereich Elektrobatterien. Xi hingegen möchte die Beziehungen zur EU stabil halten und verhindern, dass sich Europa den USA gegen China anschließt.

Das Zusammentreffen von Macron und Xi ist also mehr als nur ein diplomatisches Stelldichein; es ist ein Balanceakt auf der Weltbühne, bei dem viel auf dem Spiel steht. Wie wird dieses hochrangige Treffen die globale Dynamik beeinflussen? Welche Kompromisse und Entscheidungen werden hinter den Kulissen getroffen? Diese Fragen halten die Welt in Atem.


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