Tag & Nacht

Der französische Premierminister Gabriel Atta hat für diesen Dienstag ein Tourismuskomitee einberufen. Das Hauptziel: die Stärkung der Tourismusbranche im Vorfeld der Olympischen Spiele und die Rückkehr chinesischer Touristen nach Frankreich.

In einer Zeit, in der diplomatische Beziehungen oft ebenso wichtig sind wie wirtschaftliche Überlegungen, plant Attal, die Visabedingungen zu lockern. Diese Entscheidung fällt nicht zufällig zusammen mit dem Besuch von Xi Jinping bei Emmanuel Macron. Die Visa-Beantragung, die seit der Covid-Pandemie für chinesische Bürger bis zu anderthalb Monate dauern kann, soll auf nur wenige Tage verkürzt werden.

Wieso gerade jetzt diese Entscheidung? Das Timing könnte kaum passender sein.

Nicht nur Touristen, sondern auch Geschäftsleute stehen im Fokus der neuen Maßnahmen. Frankreich plant, sein konsularisches Personal zu verstärken und rund fünfzehn neue Visazentren in China zu eröffnen. Zudem wird das Antragsverfahren für Touristengruppen durch zugelassene Reiseagenturen vereinfacht.

Für die chinesische Geschäftswelt führt Frankreich nächstes Jahr ein „Fast-Track“-System ein, ein VIP-konsularischer Zugang, der es häufig reisenden Geschäftsleuten ermöglicht, Frankreich ohne wiederholte Visaanträge zu besuchen.

Obwohl China Visa für kurze Aufenthalte westlicher Besucher abgeschafft hat, hält Frankreich an einer vollständigen Reziprozität nicht fest. Die Kontrolle der chinesischen Immigration bleibt ein vorrangiges Ziel, gleichzeitig wacht man sorgfältig über potentielle ausländische Einmischungen und Spionage. Die französische Regierung setzt daher eher auf die Sensibilisierung der eigenen Unternehmen.

Ist es wirklich möglich, Offenheit mit notwendiger Vorsicht zu kombinieren?

Die finanzielle Bedeutung der chinesischen Touristen für Frankreich ist nicht zu unterschätzen. Vor der Pandemie besuchten jährlich fast zwei Millionen Chinesen Frankreich, wobei sie über 3,5 Milliarden Euro ausgaben. Aktuell sind es viermal weniger Besucher, und die Einnahmen sind auf etwa eine Milliarde Euro gesunken. Ein herber Verlust für das französische Gastgewerbe und den Handel mit Luxusmarken, den man nun schnellstmöglich zu kompensieren hofft.

Diese neuen Maßnahmen könnten nicht nur die Wirtschaft beleben, sondern auch die diplomatischen Beziehungen zwischen Frankreich und China stärken. Welche Herausforderungen werden sich ergeben, und wie wird die Welt auf diese neue Offenheit reagieren? Nur die Zeit wird es zeigen.


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